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Wie funktioniert die Börse?

von Charlotte Ruzanski
Wie die Boerse funktioniert
Wie die Boerse funktioniertFoto: tarabird / iStock

Falls Sie möglichst auf Dauer erfolgreich mit Aktien handeln oder in Wertpapiere langfristig investieren möchten, sollten Sie ein grundsätzliches Verständnis dafür haben, wie die Börse funktioniert. Zwar berichten die Medien häufig von Aktienbörsen, aber selten finden sich Erklärungen, warum die Kurse steigen oder fallen. Ebenso fehlen oft Informationen darüber, welche Märkte überhaupt vertreten sind und wie der Handel mit Aktien prinzipiell abläuft.

Börse einfach erklärt: Wir möchten Sie  darüber informieren, was Sie grundsätzlich zum Thema Börse wissen sollten. Das umfasst, wie Aktienbörsen gehandelt wird und warum es wichtig ist, dass Sie die Mechanismen beim Börsenhandel kennen und verstehen.

Welche Börsen existieren? – Überblick

Wertpapierbörsen, öfter auch als Aktienbörsen bekannt, sind nahezu die einzigen Handelsplätze, die nicht ausschließlich online vorhanden sind, sondern noch vor Ort existieren. Bei Devisenbörsen oder Terminbörsen ist es mittlerweile so, dass diese nahezu ausschließlich als Online-Börsen funktionieren. Sie laufen also über Computersysteme und das Internet.

Bei Wertpapierbörsen spricht man neben der in Deutschland zu findenden Computerbörse XETRA auch noch von Präsenzbörsen, weil es tatsächlich Börsenplätze vor Ort gibt, an denen noch physisch gehandelt wird. In Deutschland gibt es aktuell noch die folgenden Börsenplätze, bei denen es sich um Präsenzbörsen handelt:

Dabei ist die Börse Frankfurt, auch Frankfurter Wertpapierbörse, die größte deutsche Börse. Auch in anderen Ländern funktioniert der Aktienhandel auf diese Weise. Dort existieren ebenfalls in vielen Fällen mindestens eine oder mehrere Präsenzbörsen, welche vor Ort den Handel von Wertpapieren ermöglichen. Die weltweit wohl bekannteste und größte Börse ist in New York City, der New York Stock Exchange auf der Wall Street. Allerdings nimmt der Online-Handel eine immer dominierende Rolle ein, was sich beispielsweise im Handelsvolumen zeigt. Schon längst werden über die Computersysteme deutlich mehr Aktien gehandelt, als es an den Präsenzbörsen der Fall ist. Für Sie als Anleger macht es allerdings keinen Unterschied, ob der von Ihnen erteilte Handelsauftrag an einer Präsenzbörse oder über die Computersysteme wie XETRA ausgeführt wird. Lediglich die Gebühren können voneinander abweichen.

Die Börse ist ein Marktplatz

Wenn es nun darum geht, die Funktionsweise der Wertpapierbörsen zu verstehen, können Sie sich am besten einen alltäglichen Wochenmarktplatz vorstellen. Einfach erklärt gibt es auf der einen Seite Händler, die ihre Waren verkaufen und auf der anderen Seite die Verbraucher, die Gemüse, Obst, Eier und andere Nahrungsmittel käuflich erwerben. Die gleichen Parteien sind im übertragenen Sinne auch an der Börse tätig. Auf der einen Seite stehen Aktionäre, die ihre Wertpapiere verkaufen möchten und auf der anderen Seite Anleger, die gerne eine bestimmte Aktie erwerben wollen.

Ein Unterschied besteht darin, dass es an der Börse Händler gibt, die zwischen Käufern und Verkäufern geschaltet sind. Der Grund besteht darin, dass Anleger nicht selbst an der Börse handeln dürfen, dies ist lediglich offiziellen Maklern erlaubt. Dabei kann es sich um Einzelpersonen, Unternehmen oder auch bestimmte Departments der Banken und Broker oder Online-Broker handeln. Die Händler müssen sich dabei an strikte, von der deutschen Börse und Behörden festgelegte Regeln halten, die vermeiden, dass es zu Betrügen kommen kann.

Das Grundprinzip der Börse ist mit dem eines Marktplatzes zu vergleichen, denn es stehen sich Käufer und Verkäufer gegenüber – wobei Verkäufer auch Käufer sein können und vice versa. Daher werden auch die Preise anhand von Angebot von und Nachfrage nach Aktien reguliert.

Angebot und Nachfrage bestimmen den Aktienkurs

Zwar gibt es zahlreiche Faktoren, die den Kurs einzelner Aktien beeinflussen können. Dennoch waltet ein übergeordnetes Grundprinzip: das von Angebot und Nachfrage. Eine Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank kann zwar einen direkten Einfluss auf die Börsenkurse haben, aber letztendlich findet die Beeinflussung über einen Umweg statt, da sich entweder das Angebot oder die Nachfrage reduzieren bzw. erhöhen. Sämtliche Faktoren, die die Börsenkurse beeinflussen können, wirken also entweder auf das vorhandene Angebot oder die Nachfrage nach Aktien ein. Das bedeutet, dass an der Börse die üblichen Mechanismen der Marktwirtschaft greifen.

Zu nennen ist hier insbesondere der Einfluss vom Marktmechanismus auf den Preis. Ist eine Aktie beispielsweise gefragter als zu dem Zeitpunkt vom Volumen her Wertpapiere zum Verkauf stehen, führt dies in der Praxis zu Kurssteigerungen. Ein sogenannter Nachfrageüberhang bedeutet demnach, dass mehr Aktien gekauft werden sollen, als derzeit zum Verkauf stehen.

Die Aktie ist in dem Fall also ein gefragtes Gut, sodass möglichst viele Käufe letztendlich nur dadurch getätigt werden können, dass höhere Preise angeboten werden. Umgekehrt ist das Prinzip natürlich ähnlich, denn sollten mehr Aktien zum Verkauf stehen als potenzielle Käufer am Markt sind, wird dies in den meisten Fällen zu einem Kursrückgang führen. Viel interessanter als dieses Grundprinzip ist allerdings, welche Faktoren die Börsenkurse beeinflussen, also warum die Nachfrage überhaupt sinkt oder das Angebot steigt.

Welche Faktoren beeinflussen die Börsenkurse?

Als erfolgreicher Anleger sollte man bei einem geplanten Investment in Aktien wissen, welche Faktoren sich wie auf die Aktienkurse auswirken können. Da es deutlich mehr als zehn unterschiedliche Einflussfaktoren gibt, ist es sinnvoll, diese in bestimmte Gruppen einzuordnen, nämlich:

  • Fundamentale Faktoren
  • Charttechnischer Faktoren
  • Psychologische Faktoren
  • Politische Ereignisse / Krisen
  • Wirtschaftliche Entwicklung / Situation
  • Zinssituation am Kapitalmarkt

Fundamentale Faktoren

Mit dem ersten Punkt, den fundamentalen Faktoren, sind insbesondere Nachrichten über das jeweilige Unternehmen gemeint. Dazu gehören auch Zahlen und Daten zur Aktiengesellschaft. Die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahrs werden beispielsweise auf der jährlichen Hauptversammlung präsentiert oder Zwischenberichte veröffentlicht. Dies hat meistens einen positiven oder negativen Einfluss auf den Kurs der jeweiligen Aktie. Zu den wichtigen Zahlen gehören beispielsweise der erzielte Gewinn, andere bilanztechnische Zahlen oder auch neue Aufträge und Kunden, die das Unternehmen gewinnen konnte. All diese Kennzahlen und Daten finden sich innerhalb der sogenannten Fundamentalanalyse vor.

Charttechnische Faktoren

Nicht unwichtig sind allerdings auch sogenannte charttechnische Faktoren. Die Charttechnik beschäftigt sich damit, wie sich Aktienkurse in der Vergangenheit verhalten haben und versucht daraus abzuleiten, unter welchen Voraussetzungen welche zukünftige Kursbewegung eintreten könnte. Nicht selten ist es allerdings so, dass sich Angebot und Nachfrage auf fundamentaler Basis gar nicht ändern müssten, aber allein die Tatsache für Bewegung am Markt soll, dass die Aktie beispielsweise einen aus charttechnischer Sicht interessanten Kurs erreicht hat.

Psychologische Faktoren

Aber auch das Verhalten der Anleger hat einen größeren Einfluss auf die Börsenkurse, als man vielleicht zunächst glauben mag. Psychologische Faktoren spielen hier eine größere Rolle, wie zum Beispiel Angst, Panik vor Verlusten oder die Erwartung noch höherer Gewinne. Nur dann, wenn Sie möglichst vieler dieser Einflussfaktoren kennen und auch wissen, wie sich Entwicklungen am Markt, politische Krisen sowie Zinsschritte der EZB wahrscheinlich auf Aktienkurse auswirken werden, können Sie gut einschätzen, wann ein möglichst optimaler Kauf- oder Verkaufszeitpunkt für einzelne Aktien ist.

Die Funktionsweise der Börse

Nun wissen wir, dass die Börse als Marktplatz Käufer und Verkäufer zusammenbringt und für faire Preise bei jedem Handel sorgt. Die Preise, die durch Angebot und Nachfrage entstehen, werden von einem Computerprogramm wie beispielsweise XETRA – dem Handelssystem der Deutschen Börse AG – erstellt. Geld verdient die Börse dadurch, dass für jede Transaktion eine Provision an sie abgegeben wird. Kauft ein Anleger eine an der Börse gelistete Aktie, ein ETF oder ein anderes Wertpapier, gibt er dem Broker oder Online-Broker den Auftrag, dieses Wertpapier zu kaufen. Der Broker ist nicht immer selbst im Besitz des angeforderten Wertpapiers. In diesem Fall wird er es an der Börse kaufen und an den Anleger weitergeben. Die Börse erhält für diese Transaktion eine Börsenkommission, also die besagte Provision, vom Broker. Der Anleger zahlt diese Gebühr zuzüglich zum Preis der angeforderten Aktie.

Ziel der Börse ist es, ein größtmögliches Handelsvolumen zu generieren. Um so viele Käufer und Verkäufer wie möglich zusammenzubringen und gleichzeitig zufriedenzustellen, müssen die unterschiedlichen Interessen berücksichtig werden. Dazu zählen Preisvorstellungen der Anleger und die gewünschten Verkaufspreise der Aktionäre. Der Preis, der das größte Handelsvolumen ermöglicht, wird für eine Aktie festgelegt, ist jedoch aufgrund immer veränderlicher Ausgangssituationen und einer ständig wechselnden Marktsituation ebenso veränderlich.

Fazit 

Die Börse zu verstehen ist eine wichtige Grundlage dafür, eigenständig Geld anzulegen. Das Prinzip der Börse ist einfach erklärt nicht so kompliziert wie viele annehmen. Wer mit etwas Eigeninitiative an das Thema herangeht und Zeit aufbringt, sich mit den Facetten der deutschen Börse und den Grundlagen der Geldanlage auseinanderzusetzen, bildet dabei ein stützendes Grundgerüst für die selbstständige Geldanlage.

Über die Autorin
Charlotte Ruzanski
Charlotte Ruzanski hat nach ihrem Bachelor-Studium der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft / Skandinavistik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau im Sommersemester 2013 ihren Master der allgemeinen Sprachwissenschaft abgeschlossen. Seit Oktober 2013 ist sie Teil der Redaktion der qmedia GmbH.