Börsenplätze

von Charlotte Ruzanski
Bei einer Börse handelt es sich ganz allgemein gesehen um eine Marktveranstaltung für Handelsgeschäfte. Als in der Regel öffentlich zugängliche Einrichtung sind für einen reibungslosen Ablauf die Kriterien Zugangsberechtigte, Ort, Zeit, Handelsgegenstände und Regelwerk wichtig. In Deutschland gibt es aktuell acht Börsenplätze (Stand September 2019).

Waren- und Wertpapierbörsen

Es gibt zwei unterschiedliche Ausrichtungen von Börsen: Warenbörsen und Wertpapierbörsen. Auf Warenbörsen werden Naturprodukte und Rohstoffe gehandelt. Hierunter fallen unter anderem Kaffee, Weizen, Zinn und Kupfer. Inhaberrechte werden hingegen auf Wertpapierbörsen gehandelt. Diese Vermögenswerte können Anteilsrechte, also Aktien und Zertifikate oder Forderungen wie Schuldverschreibungen sein. Eine Sonderform, die den Handel von Fremdwährungen betreibt, ist der Devisenhandel. Börsengeschäfte sind als Kassageschäfte und Termingeschäfte möglich. Kassageschäfte bringen eine sofortige Lieferung und Bezahlung mit sich, während Termingeschäfte die Erfüllung auf einen nachfolgenden Zeitpunkt verschieben.

Die Deutschen Börsenplätze

Auch die deutsche Börsenlandschaft ist nicht vor Veränderungen sicher: Während es um 1900 noch weit über 20 Börsenplätze gab, reduzierte sich deren Anzahl durch die Gesetzgeber des Dritten Reiches, die einer agierenden Wirtschaft jenseits starker staatlicher Kontrolle kritisch gegenüberstanden, auf neun Börsenplätze. 2007 wurde der Börsenstandort Bremen aufgelöst; somit bestehen heute noch acht Börsenstandorte: Frankfurt am Main, Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, München, Stuttgart, Leipzig.

Diese Großstädte stellen je einen Anziehungspunkt für viele Menschen dar. Bis auf Frankfurt am Main und Leipzig kommt ihnen auch große Bedeutung für das politische Geschehen im jeweiligen Bundesland zu. Da sich der Aktienhandel zunehmend auf Frankfurt am Main verlagert und ein digitaler Handel verstärkt an Bedeutung gewinnt, sinkt die Relevanz der alt eingesessenen Regionalbörsen.

Börsenplatz Frankfurt am Main

Der bedeutendste Börsenplatz Deutschlands ist die Frankfurter Börse. Sie ist eine der größten Handelsplätze für Wertpapiere der Welt. Hier werden jedes Jahr mehrere Billionen Euro umgesetzt. Betreiber ist die Deutsche Börse AG. Anleger können sich an nahezu allen Dienstleistungen und Produkten beteiligen.

Börsenplatz Berlin

In Berlin gibt es neben der Börse Berlin AG, die eine Regionalbörse ist, das Tradegate Exchange, bei dem es sich um eine Wertpapierbörse handelt. Der Eigentümer der Börse Berlin AG ist gegenwärtig der Verein Berliner Wertpapierbörse e.V. Sie verfügt über eine lange Tradition, die bis auf das Jahr 1685 zurückführt. Ihre Gründung geht auf den Kurfürsten Friedrich Wilhelm zurück.

Der Gesamtumsatz lag 2011 im niedrigen zweistelligen Milliardenbereich. An der Börse des Tradgate Exchanges wird erst seit 2010 gehandelt. Sie ist in Besitz der Tradegate Exchange GmbH, die wiederum zu 75 Prozentpunkten der Deutschen Börse AG gehört. Der junge Börsenstandort bedient sich des digitalen Systems Tradgate, dessen Verwendung sich insbesondere an Privatanleger richtet. 2013 wurden über sie kanpp 8 Millionen Transaktionen mit einem Umsatz in Höhe von über 45 Milliarden Euro abgewickelt.

Börsenplatz Düsseldorf

In der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens liegt der Börsenplatz Düsseldorf. Ihr Jahresumsatz liegt im niedrigen zweistelligen Milliardenbereich. Seit 2017 ist die Börse Düsseldorf die dritte Börse der Trägerschaft BÖAG Börsen AG. Die anderen Börsen der AG sind die Börsen in Hannover und Hamburg. Der Handel an der Düsseldorfer Börse findet über die BÖAG statt.

Börsenplatz Hamburg

Die Geschichte des Hamburger Börsenstandorts reicht bis in das Jahr 1558 zurück. Es handelt sich folglich um den ältesten noch aktiven Börsenstandort. Gemeinsam mit der Handelskammer Hamburg befindet sich die Hamburger Börse im klassizistischen Börsengebäude in der Hafenstadt. Unter dem Dach der Hamburger Börse sind gleich viel eigene Institutionen vereint: Die allgemeine Börse, die Getreidebörse, die Wertpapierbörse und die Versicherungsbörse.

Börsenplatz Hannover

Ein Handel der Börse Hannover findet heute nur noch unter dem Dach der BÖAG Börsen AG statt, die aus einem Zusammenschluss der Regionalbörsen aus Hannover und Hamburg im Jahr 1999 hervor ging. Seit dem Jahr 2017 ist auch die Börse Düsseldorf Teil dieser Trägergesellschaft. Der Wertpapierhandel richtet sich an Institutionen und Privatleute und erfolgt an der Börsen AG digital. Gesellschafter der Börsen AG sind zu gleichen Teilen die Niedersächsische Börse zu Hannover sowie der Verein der Mitglieder der Hanseatischen Wertpapierbörse in Hamburg.

Börsenplatz München

Die Münchener Börse bietet ca. 15.000 Wertpapiere zum Handel an. Zu ihnen gehören unter anderem Aktien, Renten und Investmentfonds. Träger ist die Bayerische Börse AG, die dem Münchener Handelsverein gehört. Für die Unternehmen Simens, Linde, Infineon, BMW und Allianz ist sie Heimatbörse. Als Regionalbörse hat sie eine vergleichsweie kurze Geschichte. Sie ist erst 1830 gegründet worden. Der Standort befindet sich heute direkt am Karolinenplatz.

Börsenplatz Stuttgart

Stuttgart bietet die größte aller Regionalbörsen in Deutschland. Sie hat einen Jahresumsatz, der auf die 100 Milliarden Euro zugeht. Ihr prozentualer Anteil am Parketthandel liegt bei über 30 Prozentpunkten. Sie ist dem Einwohnerverein Baden-Württembergische Wertpapierbörse zugeordnet. Von 8 bis 22 Uhr wird hier von 50 Handelsexperten Handel betrieben, wobei Anleger in Fonds, Aktien, Anleihen, ETPs Hebel- und Anlageprodukte investieren können.

Börsenplatz Leipzig

In Leipzig sitzt der Handelsplatz European Energy Exchange. Es handelt sich hierbei um den führenden Marktplatz Europas für Energie und Produkte, die mit dem Energie-Markt in Verbindung stehen. Der European Energy Exchange wir auch mit EEX abgekürzt. Unter anderem werden dort Strom, Erdgas und Kohle gehandelt. Durch die politisch gewollte Reduzierung von Schadstoffemissionen findet auch ein Handel mit CO2-Emissionsrechten statt. Bei der EEX handelt es sich um eine Aktiengesellschaft, die neben ihrem Hauptsitz in Leipzig Niederlassungen in London und Brüssel unterhält. Die EEX AG ist mehrheitlich in Besitz der Zürich AG.

Über die Autorin
Charlotte Ruzanski
Charlotte Ruzanski hat nach ihrem Bachelor-Studium der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft / Skandinavistik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau im Sommersemester 2013 ihren Master der allgemeinen Sprachwissenschaft abgeschlossen. Seit Oktober 2013 ist sie Teil der Redaktion der qmedia GmbH.